Tief aufgerührt vom heißen
Kampf des Tages
Ward oft mein Herz, mein Lied,
ward oft mein Leben;
nun seine Pulse Dir
entgegenbeben
Geweihteren und klarern
Wellenschlages.
Und was ich war und was ich
bin, ich trag es
Vor Deine Reinheit: spiegle
sie dies Streben,
Und Frieden mir nach langer
Qual zu geben,
Heimath dem Fremdling, komm,
Geliebte, wag es!
Uns winkt Ein Sternlicht,
Eines Hafens Feuer
Hoch ob der Welt und ihrem
Nebelrauche;
Und Ein Pilot – kein andrer
war je treuer –
Lenkt Deinen Rath und meine
That am Steuer.
So lausch ich Dir: Mein Spiel
in Wohlklang tauche,
Du frommes Kind, mit Deinem
Seelenhauche.
Wenn ich jetzt heim von der
Geliebten schleiche
In meines Häuschens warm
durchhauchte Stille,
Zur Audienz für eine
Dichtergrille,
Der ich zerstreut das halbe
Herz nur reiche,
Dann frag ich wohl, ob ich mir
selbst noch gleiche?
Ob diesen Räumen, die mein
strenger Wille
Zur Burg mir wählte, Frieden
noch entquille?
Hier wohnte sonst die
übersättigt bleiche
Erinnerung, die geizig Schätze
hütet,
Und her zu ihr von rückwärts
Träume kamen.
Nun strebt hinaus die
Hoffnung, die nicht brütet,
Nein, all mein Thun ausstreut
als Zukunftsaamen:
Sie schaut und malt, durch süßen
Lohn vergütet,
Ein größres Bild in einen
weitern Rahmen.
„Hört, Kinder, hört, was mir
des Pfarrers Katze
hat anvertraut, ich will Euch
jetzt erzählen
Dies Heldenlied, drin auch
nicht Märchen fehlen:
Ein tapfrer Maus schlich
jüngst zu seinem Schatze.
Ihn sah mein Kätzchen und mit
einem Satze
Beschloß es, ihn zum
Mittagsbrot zu stehlen,
Das ward ihm Leid: Nach
blutigem Krakehlen
Der wilde Maus blieb Sieger
auf dem Platze.“
So sang ein fahrender Poet,
der kecke!
Zwei Lippen schmollen, Äuglein
drohn: Du Böser,
Nimm dich in Acht, wenn ich
mein Tätzchen recke.
Gleich gut geblieben! Seri des
Räthsels Löser:
Wer war der Maus? Sonst kommst
du in die Ecke
Und wirst geküßt, bis ich es
selbst entdecke.
Sei lieb! Dies will mit jedem
Liebesworte,
Mit jedem Blicke dieses will
ich bitten:
Laß athmen deinen Mund, laß
blühn die Sitten
Aus tiefster Brust und offner
Herzenspforte.
Wenn Gott dir gab von jenem
theuren Horte,
In dessen Schutz kein Held
umsonst gestritten,
Durch Nächstenliebe, was du
auch gelitten,
Wird dir die Welt zum
heimathlichen Orte.
Dein Gruß sei Dank und
Willkomm, deine Seele,
Im Nehmen scheu, sei frisch
bereit, zu geben!
’s ist Unnatur, daß sich ein
Licht verhehle,
Es strahlt hinaus und wärmend
will es leben.
Dein blöder Sinn die Brüder
nicht bestehle:
Wer edel ist, soll hoch sein
und erheben.
Ein Strom von Liebe fluthet
dir entgegen,
Nun du betrittst des Theuren
Heimathland,
Und alle Herzen sind dir
zugewandt
Und alle Blicke leuchten
deinen Wegen.
Du aber bebst, wie unterm
Blüthensegen
Ein junges Bäumlein, das sonst
frierend stand
Auf hartem Grund, in
unfruchtbarem Sand,
Und welches nun die treuen
Gärtner pflegen.
Nur manchmal, wenn des Glückes
voller Strahl
Sich warm und weich um deine
Schläfe breitet,
Hebst Du den Blick in diesen
Frühlingssaal,
Und eine Hand still in die
andre gleitet:
So mit Gebet begrüßest du das
Thal,
In welchem Gott uns Frieden
hat bereitet.
Jetzt rüsten wir, vermählt von
Gottes Gnaden,
Der Hochzeitsreise tändelndes
Geflitter:
Du bist Prinzessin, ich
galanter Ritter,
Und Liebe folgt und Neugier
unsern Pfaden.
Gern ruhen wir, vom Glück zu
Gast geladen,
Nur manchmal klingt wehmütig
meine Zither;
Denn schweigsam, wie ein Vogel
hinterm Gitter,
Fort spinnest du der Träume
stillen Faden.
Dein Herz will heim, du
sehnest dich nach Pflichten
Der Hausfraunwürde und der eignen
Klause.
Doch glaub mir, Kind, die
fehlen dir mit nichten;
Uns ward ein Amt, es duldet
keine Pause:
Sich selbst erziehn und
fremdes Leid beschwichten.
In seinem Dienst sind du und
ich zu Hause.
O
stille, still! Nach jenem vielbewegten,
Ehrgeizgen Ringen der
vergangnen Jahre
Begehrt mein Sinn, daß ich ein
Glück erfahre,
Was Gottes Engel in’s
Verborgne legten.
Weltschätze nicht, die oft
schon Neid erregten,
Auch Ruhe nicht, die Prüfung
uns erspare,
Nein solcher Frieden, der uns
rein bewahre,
Ihm gilt der Traum, den wir am
liebsten hegten,
Mein Weib und ich. Sie lächelt
diesen Zeilen,
Und jeder Blick viel alten
Trug zerreißt er;
So werden wir, ob schwankend
auch zuweilen,
Im kleinen Thun der großen Selbstsucht
Meister.
Das Veilchen blüht, Primeln
die Kelche theilen,
- Wir hoffen auch, Ihr lieben
Frühlingsgeister.
Ein altes Lied verwirrt mir
Traum und Wachen,
Das singt so heimlich,
schmeichelt mir so leise,
Daß ich vertieft in seine
liebe Weise,
Geschaukelt wie von einem
Zaubernachen,
Zu einem fernen Eiland
schwimme. Nixen lachen
Vom Ufer mir und aus der
Schwestern Kreise
Grüßt eine mich: „Sehr weit
war deine Reise,
Sprich, wem’s gelang des Heimweh’s
Gluth zu fachen?“
Heimweh? Hierher? Wann trug
mich diese Welle?
So fragt ich sie voll
wunderdurstgen Schauens
und hörte nun: Hier strömt die
Jugendquelle
Des Frohsinns und des
kindlichen Vertrauens.
Für deinen Herd ist dies die
Friedensstelle,
Und guter Geister warten des
Erbauens.
Welch ein Gespräch des Windes
in den Tannen!
Die Wipfel wiegen und die Äste
stöhnen,
Bald flüstern Stimmen, die
einander höhnen,
Und bald wie Grüße säuselt es
von dannen
Gen Morgen, bis wo Schiras’
Rosen spannen
Ihr duftig Netz, durchhaucht
von Liebestönen,
Zum Wohngemach den
dunkeläugigen Schönen,
Aus deren Blick viel Männer
Leid gewannen.
Und hier im Gras ein Wandrer
liegt; die Sinne
Umstürmt der Nord, umschmeichelt
Süd mit Bildern,
Doch keinem wird dies Locken
zum Gewinne.
Es giebt ein Glück, das kaum
Poeten schildern:
Zu Hause sein, wo Fleiß und
treue Minne
Den herben Ernst des
Vielgeprüften mildern.
Wenn sich mein Herz einfriedet
in die Schranken,
Die aus dem Traum von Herd und
Heimath steigen,
Dann flieht es gern in
weltabgelegnes Schweigen
Zu einem Dach, drum
Rebenblüthen schwanken.
Still ist der Morgen, schwer
der Tag, und sanken
Die Schatten tief, dann lockt
mein Weib den Reigen
Der Musen her mit Liedern, die
ihr eigen,
Die Kelche duften und die
Lippen danken.
Zur Mahlzeit lädt ein
Tüchlein, weiß gespreitet,
Und reichlich Speise,
reichlicher die Liebe,
Die Frohsinn giebt und Blick
und Rede leitet.
So fragen wir, was noch zu
wünschen bliebe?
Ehrgeiz verblich, kein Spott
dies Glück bestreitet,
Zu unscheinbar für Neider und
für Diebe.
Wenn nun die süßen Lieder sich
vermischen
Der Nachtigall und meines
lieben Weibes,
Dann fern der Arbeit, müde des
Geschreibes,
Mein Ohr sie trinkt, das Herz
mir zu erfrischen.
Und danken muß ich Euch
verschwenderischen
Wohlthätern meiner Seel und
meines Leibes,
Dieweil der Spott
brodhungrigen Getreibes
Nun nimmer darf in meinen
Frieden zischen.
Und bleicher Glanz herfluthet
durch den Erker,
Und Mohn und Lilie, Traum und
Schlummer winden
Die schweren Ranken zärtlicher
und stärker
Und enger nur, bis sie das
Leben binden,
Das gern sich streckt in
diesen duftigen Kerker,
Um in ihm Kraft und Freiheit
dann zu finden.
Klar steht das Mondlicht auf
den Bergabhängen,
Am Himmel Wölklein weiß wie
Schwäne ziehen,
Der Wald ist stumm und horchet
Melodien,
Nachtönend überirdischen
Gesängen.
Jasminenduft entschwebt den
Laubengängen:
Da ruf ich meiner Träumerin,
zu fliehen
Im Schleier dieser
Mittnachtspoesieen
Fort von den Sorgen, die am
Tag uns drängen.
Und wie die Blüthe all ihr
Tiefstes, Bestes
Ausathmet gern in dieser
Zauberstunde,
Zitternd im Klang des
Nachtigallennestes,
Und wie die Brünnlein plaudern
durch die Runde
Vom Lilienreigen eines
Nixenfestes:
So giebt das Herz nur Frieden
jetzt dem Munde.